„TRANS“ ein Wort wie jedes andere?
Seit „TRANS“ einen Platz im Duden aufweist ist es aus der deutschen Gesellschaftspolitik, Gesellschaftskritik und Philosophie nicht mehr wegzudenken.
Da sind zum einen die wichtigsten Gedenktage, wie z.b. der “International Transgender Day of Visibility“ im Frühling, „Christopher Street Day“ im Juni und „Transgender Day of Rememberance“ im November. Sie schaffen es zunehmend auch in die deutsche Presse und sorgen damit für entsprechende Aufmerksamkeit für das Thema „TRANS“.
Im Duden ist „TRANS“ nicht mehr als ein Adjektiv.
Adjektive bezeichnen laut Definition Eigenschaften, Merkmale oder Besonderheiten von Personen, Sachverhalten, Zuständen oder Vorgängen. Außerdem kann mit Adjektiven eine Bewertung oder ein Vergleich ausgedrückt werden. Aha interessant! Auch Bewertungen verstecken sich hinter Adjektiven.
Unter dem Begriff „Transgender“ schreibt der Duden:
„sich nicht mit dem bei Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizierend; oft eine binäre Auffassung von Geschlecht ablehnend“.
Ich finde, das ist eine neutrale Beschreibung und zum Glück KEINE BEWERTUNG.
Und nun zurück zur Eingangsfrage:
Ist „TRANS“ ein Wort wie jedes andere
ODER eher ein Wort, das provoziert, das dementiert, das aneckt, das zum Widerspruch aufruft?
Leider scheint sich vor allem in den letzten Monaten eine Tendenz abzuzeichnen, dass der Begriff abgleitet in eine gesellschaftspolitische Diskussion, die unglaublich und eigentlich undenkbar erscheint. Je mehr das Thema in den Vordergrund rückt und sich – Gott sei`s gedankt – in der Gesellschaft etabliert, umso mehr fühlen sich Pseudoliberale und wortgewaltige Philosoph*innen dazu aufgefordert ,ihre Meinung kundzutun.
Da ist an erster Stelle Alice Schwarzer zu nennen. Sie, die als Sinnbild für Emanzipation und Befreiung der Frauen steht – gerade sie – spricht trans* Menschen das Recht auf Selbstbestimmung ab und widmet diesem Thema ein ganzes streitbares Buch. Pfui Teufel! Welche absurde Doppelmoral.
Ähnlich verhält es sich mit dem Philosophen Peter Sloterdijk, der in seinem neuestem Buch „Wer noch kein Grau gedacht hat“ schwer ins Gericht mit dem Regenbogen geht.
In diese verhängnisvolle Reihe vermeintlich liberaler Wortführer*innen reihen sich Menschen aus meinem persönlichen Umfeld ein, die ich bislang vor allem wegen ihres liberalen Gedankengutes geschätzt habe. Sie haben meinen Einsatz für „TRANS“ bisher geduldet und wenig kommentiert. Nun kriechen sie aus allen Löchern der seelischen Abgründe hervor und outen sich als Moralisten mit dem erhobenen Zeigefinger. Das Recht dazu nehmen sie sich bei den großen Namen wie Schwarzer und Sloterdijk.
Allen ist gemein, dass sie noch NIE mit einem trans* Menschen gesprochen haben. Nein sie urteilen und verurteilen OHNE zu wissen!
Das hat fatale Folgen für die Betroffenen. Das Ruder dreht gerade nochmal zurück auf Anti!
Umso mehr und umso engagierter MÜSSEN WIR, die sich dem Thema TRANS verschrieben haben – ob selbst betroffen oder „nur“ interessiert – für die Selbstbestimmung und Gleichheit ALLER Menschen kämpfen. TRANS ist NUR ein ADJEKTIV im Duden – OHNE BEWERTUNG.
Eure Eva-Maria Popp
Redakteurin der SK WelcomeHome Stiftung