Vergangene Wochenende wurde mitten in Europa Geschichte geschrieben, leise, aber unübersehbar. In Budapest, wo die Regierung unter Viktor Orbán seit Jahren queeres Leben aus dem öffentlichen Raum zu verdrängen versucht, haben sich über 100.000 Menschen versammelt, um zu zeigen: Wir sind da. Wir lassen uns nicht zum Schweigen bringen. Wir existieren – bunt, mutig, stolz.
Ungarn 2025 ist kein sicherer Ort für LGBTQIA+-Personen. Mit einem sogenannten „Anti-Propaganda-Gesetz“, drastischen Einschränkungen der Transrechte und einem Verbot von öffentlichen Pride-Veranstaltungen hat die Regierung den Raum für queeres Leben stark eingeschränkt. Sichtbarkeit wird kriminalisiert. Selbstbestimmung wird unterbunden. Und dennoch: Am 28. Juni haben Aktivist:innen, Familien, Jugendliche, Verbündete und viele, viele mutige Menschen auf den Straßen von Budapest genau das gefeiert, ihre Existenz, ihre Würde, ihre Freiheit.
Möglich wurde das durch einen juristischen Kniff: Der Bürgermeister meldete die Veranstaltung nicht als Pride an, sondern als kommunale Versammlung. Der Regenbogen war trotzdem da. In den Fahnen, auf den Gesichtern, in den Herzen der Menschen. Diese „Veranstaltung“ war eine stille, kraftvolle Rebellion, getragen von Liebe, Zusammenhalt und der tiefen Überzeugung, dass niemand sich verstecken sollte, um sicher zu sein.
Als SK WelcomeHome Stiftung haben wir den Pride Month genutzt, um aufzuklären, zu erinnern und zu feiern. Wir haben über Stonewall gesprochen, über das Pulse-Massaker, über Sichtbarkeit und Zugehörigkeit. All das war nicht nur Rückblick sondern Vorbereitung. Denn was in Budapest geschah, zeigt uns in aller Deutlichkeit, warum Pride auch heute noch ein Akt des Widerstands ist.
Diese Menschen sind nicht nur für sich gelaufen, sie sind für uns alle gelaufen. Für die, die nicht laufen konnten. Für die, die Angst haben. Für die, die jeden Tag um ihr Leben und ihre Würde kämpfen. Für Liebe, die kein Verbrechen ist. Für Identität, die kein Versteck braucht. Für eine Welt, in der niemand seine Existenz erklären muss.
Budapest hat der Welt gezeigt: Pride ist kein Party-Event. Pride ist Protest. Pride ist politisch. Pride ist notwendig. Und ja: Pride ist auch Hoffnung.
Wir als Stiftung sehen es als unsere Aufgabe, diesen Mut sichtbar zu machen, weiterzugeben und zu unterstützen. Weil Vielfalt kein Verbrechen ist. Weil queeres Leben kein Risiko sein darf. Und weil Liebe immer – immer – lauter ist als das Gesetz.